Auch so ein Fall, der Erstaunen hervorruft: In einer anderen Werkstatt war der Zahnriemen eines Diesel erneuert worden und deren Kunde hatte noch am gleichen Tag Leistungs-mangel reklamiert. Die Kollegen taten darauf das nahe liegendste, überprüften ihre Arbeit und konnten erwartungsgemäß keinen Fehler feststellen. Um sicher zu gehen, über-prüften sie dann auch noch das übrige mechanische und elektronische Umfeld des modernen Diesel-Direkteinspritzers, was aber auch keinen Hinweis auf schlechte Beschleunigung und mangelnde Endleistung ergab.
Nunmehr ratlos geworden, brachten sie uns den Wagen. Denn auch hier gilt wie überall, dass manchmal der Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen wird.
Was lag also näher, als noch einmal die gesamte Prüfprozedur zu durchlaufen, um dann möglicherweise endlich zu entdecken, welchen Fehler die Kollegen unbeabsichtigt eingebaut hatten. Aber schon nach kurzer Zeit brachen wir ab, denn da schien wirklich alles zu stimmen, die Werkstatt hatte korrekt gearbeitet.
Bei einer Probefahrt stellten wir dann fest, dass der Wagen nicht nur unbefriedigend lief, sondern auch noch derart peinlich qualmte, dass dahinter fahrende Autos hupten. Damit stand fest: dieser Diesel hatte zweifellos Luftmangel, also zu wenig Luft im Verhältnis zur berechneten, eingespritzten Kraftstoffmenge.
Und als wir dann die ersten Bauteile des luftführenden Systems demontiert hatten, war alles klar. Ablagerungen hatten die Luftwege bis auf ¼ ihres Querschnitts reduziert. Hatten diese vorher den Durchmesser einer Moccatasse gehabt, so konnte man hier den kleinen Finger nicht mehr hineinstecken.
Was dann kommen muß, gehört zum unangenehmsten, was den Händen eines Kfz-Mechanikers passieren kann: alles abbauen, mechanisch reinigen, teilweise mit Hammer und Meißel. Keine Tätigkeit für jemanden, der abends noch eine Verabredung hat. Selbst eine frische Liebesbeziehung verkraftet nicht den Anblick der Hände des Monteurs, der tagsüber am offenen Dieselmotor operiert hat.
Was war geschehen?
Ein defektes Abgasrückführventil hatte ständig Abgase mit all seinen Rußpartikeln in den zur Verbrennung vorgesehenen Luftstrom gelassen, und die hatten die Rohrleitungen schließlich von außen nach innen zuwachsen lassen. Sie möchten wissen, was AGR ist? Hier ist ein Einschub für Technik-Freaks.
Unsere Kollegen der anderen Werkstatt hatten also gar nicht falsch gemacht, außer eines vielleicht: Hätten sie vor der Reparatur eine Probefahrt durchgeführt, dann wäre ihnen sicher aufgefallen, dass das Problem bereits bestand, bevor das Auto in die Werkstatt kam. Und der Kunde hatte irrigerweise geglaubt, dass mit der Erneuerung des Zahnriemens auch dieses Problem automatisch beseitigt sei. Ein anschließendes Gespräch bestätigte das. Eine bessere Kommunikation mit ihm hätte eine Menge Ärger und Verdruss gespart.